Teebeutel und Apfelschalen als Umweltsünder?

„FoodLabHome“ sensibilisiert Jugendliche durch „Forschendes Lernen“ für das Thema Klimaschutz

Montag, 10. Februar 2020

Er ist klein und unscheinbar, doch der Smart-Mülleimer des Verbundprojekts „FoodLabHome“ hat es in sich. Ob Teebeutel oder Apfelrest, jeder hineingeworfene Lebensmittelabfall wird von ihm fotografiert, gewogen und die Daten für die Aus-wertung des CO2-Gehalts gesammelt. „Vielen ist gar nicht bewusst, wie hoch die durch Lebensmittelabfälle im Haushalt verursachten Treibhausgasemissionen sind. Die Lebensmittelproduktion, der Abtransport des Mülls und das Verderben selbst – bei allem entsteht CO2“, erklärt Florence Ziesemer, Doktorandin im Citizen-Science-Projekt „FoodLabHome“ und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum von Prof. Dr. Ulf Schrader. „Wir verfolgen einen innovativen und partizipativen Bildungsansatz, indem wir Klassen von allgemein- und berufsbildenden Schulen zunächst über das Thema Lebensmittelabfälle aufklären, sie dann aber in ihren eigenen Haushalten die Klimarelevanz von Lebensmittelabfällen erforschen und analysieren sowie wirksame Interventionsstrategien entwickeln lassen.“

csm_2020_01_11_Smart-Muelleimer_3_mit_Florence_Ziesemer_adf471805f
Der smarte Mülleimer wiegt, fotografiert und sammelt Daten über weggeworfene Lebensmittel © Romina Becker

Durch das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geförderte Pilotprojekt konnten seit seinem Start im Oktober 2018 bereits 250 Schüler*innen zu den dreitägigen Workshops mit mehrwöchigen heimischen Experimentierphasen eingeladen werden. Die Fachgebiete von Ulf Schrader sowie „Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft“ von Prof. Dr. Nina Langen arbeiteten dabei eng mit der Leuphana Universität Lüneburg zusammen. 1,2  Kilogramm Lebensmittel landeten, so stellten die Schüler*innen fest, durchschnittlich in einer Woche pro Haushalt im Mülleimer. Die Gründe dafür: Das Obst war nicht mehr frisch genug, der Joghurt im Kühlschrank abgelaufen oder die Portion auf dem Teller zu groß. „Die durch Mess- und Fragebögen ermittelten Daten der Neunt- bis Elftklässler*innen hätten umfangreicher sein können, aber der bewusstseinsstärkende Effekt des ‚Forschenden Lernens‘ war enorm. Ganze Familien haben sich plötzlich mit dem Thema nachhaltige Ernährung und Klimaschutz auseinandergesetzt“, so Florence Ziesemer. „Besonders bei der ergebnispräsentierenden Poster-Session und dem Abschlusskochen diskutierten die Teilnehmenden viel über Strategien zur Müllvermeidung und CO2-Einsparung.“
Bis zum Projektende im September 2021 wollen die Wissenschaftler*innen mittels der gewonnenen Erkenntnisse Online-Module für Lehrkräfte sowie einen Food-Waste-Rechner entwickeln und über Trainings für Bildungsmultiplikator*innen den innovativen Lernansatz für den Klimaschutz dauerhaft etablieren.

Quelle: TU intern 1/2020, Romina Becker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt und es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google